Weihnachtstour 2020 - Heilig Abend

Es ist der Weihnachtsabend 2020 kurz vor 18 Uhr.

Die meisten Menschen sitzen um diese Uhrzeit mit ihrer Familie beim Essen, freuen sich auf die anschließende Bescherung und genießen die Stunden mit ihren Liebsten.
Leider gibt es aber auch andere Menschen, die nicht mit ihren Familien feiern können, die teilweise nicht einmal genug für ein anständiges Weihnachtsessen haben.
Die Obdachlosen und auch teilweise die Hilfsbedürftigen.
Während andere am gedeckten Tisch einen Überfluss an Essen vor sich stehen haben, sitzen sie unter Brücken, in selbst gebauten Unterständen oder irgendwo, wo sich ein klein wenig Schutz vor der Kälte findet.

Aber trotzdem sind sie nicht vergessen. Zu mindestens nicht von uns.

 Wir, die Heinzelmännchen für OHA e.V. – OnTour – wollen auch diesen Menschen eine Freude zu Weihnachten machen.
Begleitet wurden wir auf dieser Tour von unserem André, der dieses Jahr mit seiner Spendenaktion eine unglaubliche Summe zusammenbekommen hat.
Mit 40 prallgefüllten Weihnachtstüten, 3 Bollerwägen, einem Trolley und sogar einem eigenen Weihnachtsmann zogen wir gegen 17:45 Uhr los.

Dass diese Tour eine der emotionalsten Touren werden wird, wurde uns bereits bei unserem ersten Stopp bewusst. 
Als wir dort auf zwei obdachlose Menschen trafen, um ihnen unsere Tüten zu überreichen, wurden wir kurz von ihnen ausgebremst mit den Fragen „Warum macht ihr das? Wieso kommt ihr ausgerechnet zu Menschen, die sonst wenig oder kaum beachtet werden?“ 
Auf diese Fragen gibt es nur eine Antwort: Weil jeder Mensch wichtig und wertvoll ist. 
Danach hatten beide Seiten bereits ein Tränchen vor Rührung im Auge. 
Das muss man erstmal sacken lassen, solche Fragen von Menschen, die eh schon fast nichts haben und durch den erneuten Lockdown mit am stärksten betroffen sind. 
Da in der Innenstadt fast niemand unterwegs ist, wird es sehr schwierig, ein paar Pfandflaschen zu sammeln oder auch mal den einen oder anderen Euro zu schnorren. 

Wir zogen nach einem kurzen, aber intensiven Gespräch weiter, denn es wollten noch 38 weitere Tüten verteilt werden. 
In diesem Jahr musste man schon etwas suchen, um die Menschen überhaupt zu finden, aber wir sind darin mittlerweile geübt und mussten nicht sehr lange warten, bis wir auf weitere Obdachlose trafen.
Da war z.B. ein junger Mann, ca.25, der zu Tränen gerührt war, dass ihm der Weihnachtsmann ein Geschenk brachte. 

Auf unserem Weg wurden wir aber auch immer wieder von Kindern angesprochen, die unbedingt ein Foto mit dem Weihnachtsmann wollten.  
So ein kleiner Junge, ca. 4-5 Jahre, der den Weihnachtmann aus dem Auto heraus erblickte und seinen Vater dazu brachte, vor uns zu parken. Kaum angehalten, sprang die hintere Autotür auf und der kleine Junge sprang heraus und stürmte auf den Weihnachtsmann zu. 
Jedes Kind, aber auch der eine oder andere Erwachsene, der ein Bild machen durfte, ging natürlich auch mit einem kleinen Geschenk nach Hause.

An unserem letzten Stopp angekommen, waren wir sprachlos ob der Leute, die dort schon auf uns warteten. 
Bevor die Verteilung dort losging, stimmten alle zusammen auch noch das Weihnachtslied
„Oh du Fröhliche" an und sorgten damit für einen absoluten Gänsehautmoment. 

Wir verteilten die restlichen 30 Tüten und führten auch hier wieder Gespräche z.B. mit einem 23 Jahre jungen Mann, der selbst von sich sagte, dass er alkoholkrank ist und sich wünschte, davon wieder loszukommen. 
Wir wünschen ihm an dieser Stelle, dass er den Sprung aus der Sucht mit Hilfe seines Partners schafft.
Derlei Schicksale werden uns immer wieder offenbart, kein einziges davon lässt uns kalt.

Nach ca. 2,5 Stunden war alles restlos verteilt und 40 Menschen glücklicher. Neben den Geschenktüten konnten wir auch noch Jacken, Decken und Schuhe verteilen, die dringend benötigt wurden. 
Um 21:15 waren wir dann auch endlich zuhause und mussten die Emotionen erstmal sacken lassen und verarbeiten. 
Da war dieses Jahr viel Heftiges, aber auch Schönes dabei.
Das war für dieses Jahr unsere 40. und letzte Tour. 
40 Touren in einem Jahr in dem alles anderes war. 
Bedingt durch die Pandemie mussten wir das ganze Jahr über unsere Hilfe immer wieder neu gestalten und überarbeiten und konnten dennoch so viele Menschen erreichen.
Wir bedanken uns bei jedem einzelnen Spender, insbesondere auch bei der Bäckerei Dünisch, die uns fortwährend für jede Tour unterstützt. 

Ohne eure Hilfe wäre das alles nicht machbar.